Ein bekannter japanischer Autohersteller war lange Zeit mit dem Slogan „Nichts ist unmöglich“ in aller Munde. Wir haben uns von diesem Slogan leiten lassen, denn das Überseequartier ist nicht zuletzt aufgrund seiner Größe und Komplexität nach dem Bau- und Brandschutzrecht ein Sonderfall. Übergroße Brandabschnitte, besondere Rettungswegführung sowie eine bauliche Konzeption mit flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten sind durch schutzzielorientierte, aber auch durch wirtschaftliche Lösungen zu kompensieren.
Die anspruchsvolle Planung und Koordinierung von mehr als zehn Architektinnen und Architekten des Überseequartiers ließ sich erst durch die Anwendung von Methoden des Brandschutzingenieurwesens unter Berücksichtigung der bauaufsichtlichen Schutzziele sicher planen. Durch alternative Nachweismethoden konnte überhaupt erst eine genehmigungsfähige Planung erarbeitet und somit eine Realisierung erreicht werden. Wissenschaftliche und praxisorientierte Ingenieurmethoden unterstützen den „konservativen“ Brandschutz, der allein auf der Basis normativer Vorschriften beruht und hohe Sicherheitsbewerte aber keine besonderen anlagentechnischen Brandschutzmaßnahmen beinhaltet.
Die Maßnahmen zur Rauchabführung wurden mittels computergestützter Brandraumsimulationsrechnungen umgesetzt. In den Bereichen mit großen Menschenansammlungen (Gastronomie) wurden Personenstromanalysen durchgeführt, wie die Rettungswege zu konfigurieren sind, sodass eine sichere Räumung der Gebäudebereiche möglich ist.
Die Anwendung der Ingenieurverfahren erfolgte unter Beteiligung eines Netzwerkes von renommierten Expertinnen und Experten in den Fachgebieten Thermo- und Strömungsdynamik sowie Informationstechnik.
Für diese Planungsaufgabe und die erarbeiteten Ergebnisse konnte durch einen intensiven Austausch mit den beteiligten Behörden ein gemeinsamer Konsens erzielt und die Genehmigungsfähigkeit der Gebäude mit einem hohen Anteil an Abweichungen von den anzuwendenden öffentlich-rechtlichen Vorschriften erreicht werden.
Erstmalig erfolgt eine Brandschutzplanung in diesem Umfang konsistent, koordiniert und vollständig modellbasiert in einem 3D-Modell. Bei der Implementierung und visuellen Darstellung der brandschutztechnischen Parameter musste Pionierarbeit geleistet werden, da Software-Applikationen für den Brandschutz in der 3D-Welt auf dem Markt aktuell nicht erhältlich sind.
Aktuell stehen wir vor interessanten Herausforderungen im Rahmen der Ausführungsplanung und der Organisation der Fachbauleitung Brandschutz, diese geht in den nächsten Monaten an den Start.
Das Projektteam der Dr. Rainer Jaspers Projektgesellschaft und Corall Ingenieure GmbH freut sich auf die herausfordernden Aufgaben in diesem spannenden Projekt!
Foto Credit: Corall Ingenieure GmbH